Freitag, 25 Juli 2025 12:07

Berliner Notaufnahmen überlastet durch nicht akute Fälle

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Überfüllte Notaufnahmen durch nicht dringende Fälle Überfüllte Notaufnahmen durch nicht dringende Fälle Foto: pixabay

Tausende Menschen in Berlin suchen Rettungsstellen auf, obwohl kein akuter medizinischer Notfall vorliegt. Das belastet das Personal und verlängert die Wartezeiten für echte Notfälle erheblich. Eine aktuelle Analyse der Berliner Krankenhausgesellschaft liefert Zahlen und konkrete Beispiele.

Inhaltsverzeichnis:

Marc Schreiner warnt vor Überlastung

Der Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft, Marc Schreiner, spricht von einer dauerhaften Überbeanspruchung der Rettungsstellen durch Fälle ohne akuten medizinischen Handlungsbedarf. Viele Betroffene erscheinen dort mit Beschwerden, die ambulant behandelbar wären. Beispiele sind Schmerzen nach Sportverletzungen, die bereits zwei Wochen zurückliegen, oder anhaltende Beschwerden nach alten Operationen.

Häufig handelt es sich nicht einmal um medizinische Gründe. Manche Menschen kommen wegen eines Rezepts oder einer Spritze. Andere benötigen Kleidung oder Nahrung. Besonders oft betreffe dies akute soziale Notlagen, zum Beispiel wohnungslose Personen.

Mehr als die Hälfte könnten warten

Eine interne Abfrage bei Berliner Trägern zeigt: Nur etwa ein Drittel der in den Zentralen Notaufnahmen behandelten Personen muss stationär aufgenommen werden. Weitere 33 Prozent könnten auch zu einem späteren Zeitpunkt einen niedergelassenen Arzt aufsuchen. Für sie wäre ein Besuch in der Notaufnahme vermeidbar.

Die Erkenntnisse werden durch eine Umfrage der AOK Nordost bestätigt. Forsa befragte rund 500 Berlinerinnen und Berliner ab 18 Jahren. Etwa 50 Prozent haben in den letzten fünf Jahren mindestens einmal eigenständig eine Notaufnahme besucht. Von diesen wurde nur ein Viertel (26 Prozent) vom Arzt dorthin geschickt.

116 117 kaum genutzt

Nur 8 Prozent der Befragten gaben an, vorher die medizinische Ersteinschätzung über die Rufnummer 116 117 genutzt zu haben. Diese Telefonnummer ist für nicht lebensbedrohliche Beschwerden außerhalb der Sprechzeiten gedacht. Dennoch sagten 42 Prozent der Teilnehmer, sie hätten sich zu schlecht gefühlt, um abzuwarten oder vorher ärztlichen Rat einzuholen.

Das führt zu organisatorischen Problemen. "Das Personal kommt kaum hinterher, die Menschen zu versorgen", so Schreiner. Echte Notfälle hätten Priorität, was wiederum zu langen Wartezeiten für andere führe. Die Folge seien unzufriedene Patientinnen und Patienten sowie eine steigende Belastung für das medizinische Team.

Lösungen durch bessere Steuerung

Marc Schreiner fordert dringend eine bessere Steuerung der Patientenströme. Eine gezieltere Weiterleitung von leichten Fällen an niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sei notwendig. In Berlin existieren mehrere Notdienstpraxen für Erwachsene und Kinder, die außerhalb der üblichen Zeiten erreichbar sind.

Zur Erinnerung:

  1. Bei akuten lebensbedrohlichen Situationen sollte die Notrufnummer 112 gewählt werden.
  2. Bei nicht akuten Beschwerden außerhalb der Sprechzeiten ist die 116 117 zuständig.
  3. Ambulante Arztpraxen können viele Fälle besser behandeln als Notaufnahmen.

Eine Entlastung der Berliner Rettungsstellen ist nur möglich, wenn Menschen gezielter Hilfe suchen und die vorhandenen Anlaufstellen kennen und nutzen.

Quelle: RBB24