Inhaltsverzeichnis:
- Lisa aus Brandenburg bestellt Rezept online
- Einsatz nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt
- Anna aus Berlin setzt auf ärztliche Begleitung
- Experten warnen vor langfristiger Einnahme
Lisa aus Brandenburg bestellt Rezept online
Die 45-jährige Lisa aus Brandenburg leidet seit Jahren an starkem Übergewicht. Beim Spielen mit ihrem Kind oder beim Einkaufen fühlt sie sich unwohl und eingeschränkt. Auf sozialen Medien wird sie immer wieder mit Clips konfrontiert, in denen Menschen von ihren Abnehmerfolgen durch Spritzen berichten. Die Aussicht auf Gewichtsverlust ohne Sport oder Diät sprach sie an.
Lisa meldete sich bei einer Online-Praxis an. Dort füllte sie einen Fragebogen aus, lud Fotos hoch und erhielt nach kurzer Zeit ein Rezept. Ohne ein persönliches Gespräch mit einem Arzt bekam sie das Medikament für 240 Euro – als Selbstzahlerin. Obwohl sie die Spritze zunächst im Kühlschrank aufbewahrte, wurde sie unsicher. Besonders Berichte über schwere Nebenwirkungen verunsicherten sie.
Einsatz nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt
Die sogenannten Abnehmspritzen wie Wegovy, Saxenda oder Mounjaro wurden ursprünglich für Menschen mit Diabetes Typ 2 entwickelt. Bei langfristiger und höher dosierter Anwendung hemmen sie das Hungergefühl und führen zu Gewichtsverlust. Allerdings übernehmen gesetzliche Krankenkassen die Kosten nur bei bestimmten Voraussetzungen:
- Ein Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 30.
- Ein BMI ab 27 mit zusätzlichen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen.
Ozempic wird von Kassen nur bei nachgewiesener Diabetes-Erkrankung bezahlt. Die Medikamente sind verschreibungspflichtig, doch wie einfach sie online zugänglich sind, zeigt Lisas Beispiel.
Anna aus Berlin setzt auf ärztliche Begleitung
Ganz anders geht Anna aus Berlin mit dem Medikament um. Die 23-Jährige leidet an einer Vorstufe von Diabetes und erhält Mounjaro unter ärztlicher Aufsicht. In wenigen Monaten hat sie 15 Kilo abgenommen. Als sie die Dosis erhöhte, bekam sie starke Nebenwirkungen: Erbrechen, Bauchschmerzen, Unverträglichkeit gegenüber Flüssigkeit. Ihr Arzt riet daraufhin zu einer niedrigeren Dosis.
Anna passt gleichzeitig ihre Ernährung an, bewegt sich regelmäßig. Unter ihrem Schreibtisch steht ein Laufband, das sie im Home-Office nutzt. Ziel ist es, auf 80 Kilo zu kommen – aktuell spürt sie bereits weniger Rückenschmerzen und bessere Beweglichkeit.
Experten warnen vor langfristiger Einnahme
Rafael Berghaus, Leiter des Adipositas-Zentrums in Berlin-Köpenick, warnt vor einem falschen Bild, das soziale Medien vermitteln. Dort erscheinen Abnehmspritzen als einfache Lösung. Doch laut ihm wirken sie nur in Kombination mit gesunder Ernährung und Bewegung. Zudem seien die Langzeitfolgen bisher unklar.
Auch die Berliner Ärztekammer macht deutlich: Nach dem Absetzen der Medikamente droht ohne Verhaltensänderung eine erneute Gewichtszunahme. Das Risiko von Bauchspeicheldrüsenentzündungen, wie bei Anna beobachtet, ist real. Zudem betonen selbst die Hersteller: Die Spritzen sind keine Lifestyle-Produkte.
Immer mehr Menschen greifen zu Abnehmspritzen, ohne sich über Risiken bewusst zu sein. Der einfache Zugang über das Internet fördert die unkontrollierte Nutzung. Fachleute raten dringend zu einer ärztlichen Begleitung – nicht nur wegen Nebenwirkungen, sondern auch um langfristig gesünder zu leben.
Quelle: RBB24, www.welt.sn2world.com