Montag, 19 Mai 2025 09:52

Spreebad Berlin - Rückkehr des Flussbadens geplant

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Pilotbadestelle Pilotbadestelle Foto: pixabay

Immer mehr Berliner wünschen sich Abkühlung in der Innenstadt. Mitten im heißen Sommer steigt die Nachfrage nach unkomplizierten Badeplätzen. Freibäder sind oft überfüllt, Badeseen überlaufen. Nun soll ein historisches Konzept neu aufleben: das Baden in der Spree – direkt im Zentrum Berlins. Ein Verein kämpft seit Jahren für dessen Rückkehr. Doch die Umsetzung bleibt schwierig.

Inhaltsverzeichnis:

Flussbad-Verein von Jan Edler plant Pilotbadestelle in Mitte

Jan und Tim Edler, Architekten und Initiatoren des Vereins „Flussbad e.V.“, fordern eine öffentliche Badestelle im Spreekanal zwischen Friedrichsgracht und Bode-Museum. Ihr Plan: ein zugänglicher Schwimmbereich im Herzen Berlins. Die Idee stammt aus den 1990er-Jahren, als der Spreekanal kaum genutzt wurde. Seit 2012 treibt der Verein das Vorhaben mit inzwischen mehr als 500 Mitgliedern voran.

Die Projektfläche liegt auf einer Bundeswasserstraße und wird von zehn Brücken überspannt. Laut Berliner Badegewässerverordnung ist das Schwimmen im Umkreis von 100 Metern um Brücken aus Sicherheitsgründen untersagt. Auch Denkmalschutz, Müll und Altlasten auf dem Gewässergrund stellen Hindernisse dar. Trotz dieser Barrieren kündigte der Bezirk Berlin-Mitte Planungen für eine Pilotbadestelle im Sommer 2026 an.

Kanalisation und Regen sorgen für verunreinigtes Wasser

Der Hauptgrund für das anhaltende Badeverbot ist die schlechte Wasserqualität der Innenstadtspree. Bei Starkregen gelangt über die Mischkanalisation nicht nur Regen-, sondern auch Abwasser mit Fäkalkeimen in den Fluss. Die Konzentration gesundheitsschädlicher Stoffe steigt kurzfristig stark an.

Ein Umbau des Kanalsystems wäre technisch schwierig und teuer. Daher setzt der Verein auf moderne Wasserüberwachung. Mithilfe von Rechenmodellen werden historische Daten, Wetterprognosen und Fließgeschwindigkeiten kombiniert, um tägliche Badeempfehlungen zu ermöglichen. Laut Flussbad e.V. liegt die Wasserqualität während der Badesaison zu über 90 Prozent im mindestens ausreichenden Bereich der EU-Richtlinie.

Moderne Überwachung und wöchentliche Wasserproben

Zwischen Mai und Oktober entnimmt der Verein wöchentlich Wasserproben, die im Labor analysiert werden. Die Ergebnisse gleichen sie mit ihrem Prognosemodell ab. Zusätzlich erhalten sie Daten der Berliner Wasserbetriebe zu Überläufen in der Kanalisation. Diese Verfahren sollen eine informierte Entscheidung der Badegäste ermöglichen, ähnlich wie es bereits in Kopenhagen praktiziert wird.

Der Verein sieht darin ein praktikables System, um trotz punktueller Verschmutzung sicheres Baden zu ermöglichen. Ein kompletter Umbau der Kanalisation wäre durch dieses System unter Umständen nicht notwendig. Die Senatsverwaltung verweist jedoch auf noch laufende wissenschaftliche Untersuchungen zur Wasserqualität.

Geplante Freitreppe am Humboldt Forum bis 2027

Ein weiteres Element der Stadtplanung ist die Freitreppe „Schlossfreiheit“, die bis Juli 2027 fertiggestellt werden soll. Sie wird am Berliner Stadtschloss entstehen, wo sich einst ein Flussbad befand. Der Bau soll rund sieben Millionen Euro kosten. Ursprünglich als Einstiegspunkt für ein künftiges Flussbad gedacht, dient sie nun lediglich als Aufenthaltsort am Wasser.

Nicht nur Bauarbeiten, auch gesellschaftlicher Druck bringt Bewegung ins Projekt. Am 20. Mai organisiert der Flussbad-Verein eine Demonstration in der Spree. Mit der Aktion „100 Jahre Schwimmverbot – Berliner Badeverbot ist eine Ente“ will man auf die verbesserte Wasserqualität und eigene Monitoringmethoden aufmerksam machen.

Ein abschließender Bericht zur mikrobiologischen Wasseruntersuchung ist in Arbeit. Erste Erkenntnisse zeigen, dass von der Spree kein erhöhtes Krankheitsrisiko ausgeht. Ob das geplante Flussbad tatsächlich kommt, bleibt jedoch weiterhin offen.

Quelle: RBB24, webrivaig.com/de