Ein 80-jähriger ehemaliger Offizier der Staatssicherheit (Stasi) wurde vom Landgericht Berlin zu zehn Jahren Haft verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte im Jahr 1974 im Bahnhof Berlin-Friedrichstraße einen polnischen Staatsbürger während einer geheimen Stasi-Operation erschossen hat. Es handelt sich um das erste Mordurteil gegen einen ehemaligen Stasi-Mitarbeiter.
Stasi-Operation am Bahnhof Berlin-Friedrichstraße
Am 29. März 1974 drang ein 38-jähriger polnischer Staatsbürger mit einer Bombenattrappe in die polnische Botschaft in Ost-Berlin ein, um seine Ausreise in den Westen zu erzwingen. Der Angeklagte, damals 31 Jahre alt und Mitglied einer operativen Stasi-Gruppe, erhielt den Befehl, den Mann zu „neutralisieren“. An einem der belebtesten Grenzübergänge, im Transitbereich des Bahnhofs Friedrichstraße, erschoss der Angeklagte den Polen hinterrücks aus einer Entfernung von nur zwei Metern.
Langwierige Ermittlungen
Die Ermittlungen in diesem Fall zogen sich über viele Jahre hin. Laut der Berliner Staatsanwaltschaft gab es erst im Jahr 2016 einen entscheidenden Hinweis aus den Akten der Stasi-Unterlagenbehörde, der zur Identifizierung des Schützen führte. Zunächst wurde die Tat als Totschlag eingestuft, was zu einer Verjährung geführt hätte, doch schließlich wurde das Mordmerkmal der Heimtücke anerkannt.
Anklage und Prozessverlauf
Laut Anklage hatte der polnische Staatsbürger versucht, mit einer Bombendrohung seine Flucht in den Westen zu erzwingen. Stasi-Agenten täuschten ihm eine Ausreise vor, entschieden jedoch, ihn während des Vorgangs zu töten. Der 80-jährige Angeklagte bestritt im Prozess die Vorwürfe, schwieg jedoch während der Verhandlung.
Quelle: webrivaig.com/de, rbb24.de