Freitag, 28 Juni 2024 10:01

Gefahr durch Berliner Stadtbäume - Klimawandel und Stadtstress

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Berliner Bäume Berliner Bäume fot: pixabay

In Berlin häufen sich die Berichte über umgestürzte Bäume und herabfallende Äste. Die Stadtbäume stehen unter enormem Stress, verursacht durch den Klimawandel und die Dürre der vergangenen Jahre. Doch wie groß ist die Gefahr tatsächlich?

Aktuelle Vorfälle und ihre Ursachen

In den letzten Monaten kam es vermehrt zu Zwischenfällen mit Bäumen. Am 22. Juni stürzten in Brandenburg bei einem Gewitter Bäume auf Straßen, abgebrochene Äste beschädigten Autos und Häuser. Auch in Berlin gab es mehrere Vorfälle, bei denen Bäume umstürzten und Menschen verletzt wurden. Besonders tragisch war der Fall in Berlin - Rahnsdorf, wo eine Frau von einer abgebrochenen Baumkrone erschlagen wurde.

Diese Ereignisse werfen die Frage auf - was ist mit den Bäumen los? Der Zustand der Berliner Straßenbäume ist besorgniserregend. Laut dem Straßenbaum - Zustandsbericht von 2020 sind Schäden an jedem zweiten Baum festgestellt worden. Die Dürrejahre haben die Bäume geschwächt und sie anfällig für Astabbrüche gemacht. Derk Ehlert von der Berliner Senatsverwaltung erklärt, dass neben der Trockenheit auch Stadtstressfaktoren wie Winde, Stürme und Bodenaufgrabungen eine Rolle spielen. Hinzu kommen Bauarbeiten, Verkehr, Abgase, Bodenversiegelung, Tausalz und Hundeurin.

Überwachung und Pflege der Stadtbäume

In Berlin werden Stadtbäume jährlich kontrolliert. Die sogenannten Visual - Tree - Assessment - Kontrollen (VTA) konzentrieren sich auf die Sichtprüfung von Baumstamm und Astwerk. Jeder Baum im öffentlichen Straßenraum wird mindestens einmal im Jahr überprüft und katalogisiert. Eigentümer von Privatgrundstücken sind selbst für die Sicherheit ihrer Bäume verantwortlich und müssen diese regelmäßig auf Schäden und Krankheiten kontrollieren.

Bei festgestellten Schäden werden Maßnahmen wie das Entfernen toter Äste oder das Stutzen der Baumkrone ergriffen. Das Fällen eines Baumes ist jedoch die letzte Option und darf theoretisch nur im Winter erfolgen, außer in Notfällen. Bürger können Schäden an Stadtbäumen auch beim Senat melden.

Maßnahmen zur Unterstützung der Bäume

Junge Bäume werden in den meisten Kommunen bewässert, bis sie etwa zehn Jahre alt sind. In langen Dürreperioden benötigen auch ältere Bäume zusätzliches Wasser. Neue Stadtbäume werden oft in Rigolen gepflanzt, eine Art Wanne, die Regenwasser speichert und den Baum mit Wasser versorgt. Ein Forschungsprojekt namens "Trees4streets", durchgeführt von der Humboldt Universität Berlin und dem Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde, identifizierte klimaresiliente Baumarten, die gut mit Stadtstress zurechtkommen. Besonders Linden und Ahornarten erwiesen sich als geeignet.

Gefahren und Vorsichtsmaßnahmen

Nach Stürmen besteht eine erhöhte Gefahr durch Astbruch und umstürzende Bäume. Bereiche mit Gefahrenpotenzial sollten gemieden und abgesperrte Zonen nicht betreten werden. Derk Ehlert rät dennoch, unter normalen Umständen den Aufenthalt unter großen Bäumen nicht zu scheuen, jedoch auf Anzeichen von Schäden zu achten und bei verdächtigen Geräuschen Abstand zu halten. Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz warnt regelmäßig vor den Gefahren, die von herabfallenden Ästen und umstürzenden Bäumen ausgehen können. Besonders während und nach Stürmen sollte man sich von Grünanlagen und Wäldern fernhalten.

Forschung und innovative Maßnahmen zur Unterstützung der Bäume sind notwendig, um die Stadtbäume an die sich verändernden Umweltbedingungen anzupassen. Trotz der bestehenden Gefahren ist ein bewusster und vorsichtiger Umgang mit den Bäumen unerlässlich, um ihre Vorteile weiterhin nutzen zu können.

Quelle: RBB24