Verteidigung und ethische Fragen
Der Fall, der weitreichende Debatten über die Grenzen der Sterbehilfe und die Rolle der Ärzte in solchen Fällen entfacht hat, wirft ein Schlaglicht auf die komplexe ethische und rechtliche Landschaft, mit der Mediziner konfrontiert sind. Richter Mark Sautter erklärte bei der Urteilsverkündung, dass der Arzt "die Grenzen des Zulässigen überschritten" habe. Diese Einschätzung basiert auf der Auffassung, dass die betroffene Frau aufgrund ihrer psychischen Verfassung nicht vollends über ihre Entscheidung zur Selbsttötung bestimmen konnte.
Ein Appell für gesetzliche Klarheit
Der verurteilte Arzt, dessen Name im Rahmen der Berichterstattung nicht genannt wurde, hatte zu Beginn des Prozesses seine Handlungen verteidigt. Er betonte, dass er zu keinem Zeitpunkt an der "Urteils - und Entscheidungsfreiheit" der Frau gezweifelt habe. Vielmehr sah er sich mit einer Patientin konfrontiert, die unter "großer seelischer Not" litt und die Entschlossenheit zeigte, im Falle einer Ablehnung einen gewaltsamen Suizid zu begehen. Die Verteidigung plädierte daher auf Freispruch, unterstrich jedoch das Fehlen einer klaren gesetzlichen Regelung für derartige Fälle als "großes Problem".
Das Urteil gegen den Berliner Arzt ist noch nicht rechtskräftig, und es wurde angekündigt, dass im Falle einer Verurteilung Rechtsmittel eingelegt werden. Die Diskussionen um die Grenzen der ärztlichen Beihilfe zur Selbsttötung und die Notwendigkeit einer klareren gesetzlichen Regelung dürften sich in der Folge weiter intensivieren. Der Fall unterstreicht die Notwendigkeit, das Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmungsrecht der Patienten und der ethischen wie rechtlichen Verantwortung der Ärzte neu zu bewerten.
Quelle: tagesschau.de