Freitag, 24 Januar 2025 13:33

Berliner Senat plant Ausweitung des Bodycam-Einsatzes trotz Kritik

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Bodycam Bodycam pixabay/Foto illustrativ

Die Diskussion über den Einsatz von Bodycams in Berlin bleibt ein kontroverses Thema. Trotz eines Berichts, der empfiehlt, die Nutzung der Kameras im Rettungsdienst einzustellen, plant der Berliner Senat die Anschaffung von weiteren 3.000 Geräten. Die Kontroverse reicht von Skepsis unter Einsatzkräften bis hin zu politischen Auseinandersetzungen.

Inhaltsverzeichnis:

Berliner Feuerwehr testet Bodycams seit Ende 2022

Die Berliner Feuerwehr hat Ende 2022 als erste in Deutschland Bodycams im Rettungsdienst eingeführt. Insgesamt wurden bisher 300 Kameras eingesetzt: 250 bei der Polizei und 50 bei der Feuerwehr. Ziel des Projekts war es, Angriffe auf Einsatzkräfte aufzuzeichnen und kritische Situationen zu deeskalieren. Allerdings wurden technische Schwierigkeiten, wie das Kippen der Kameras, früh bemängelt. Feuerwehrsprecher kündigten an, neue Halterungen zu testen.

Studie zeigt Skepsis unter Feuerwehrleuten

Eine Studie des Integrated Research Institute Law&Society an der Humboldt-Universität Berlin zeigt, dass der Einsatz der Kameras im Rettungsdienst „kontraproduktiv“ ist. Professorin Silvia von Steinsdorff erklärte, dass die Bodycams im Alltag keine Verbesserung bringen und möglicherweise das Gegenteil bewirken könnten.

Die Befragung von 130 Feuerwehrleuten und 150 Polizisten ergab deutliche Unterschiede in der Bewertung der Bodycams. Während die Polizei überwiegend positiv reagiert, lehnen die meisten Feuerwehrleute die Kameras ab. Viele berichteten, dass die Kameras die Aggressionen in bestimmten Stadtvierteln verstärken könnten. Ein Feuerwehrmann sagte: „Bis jetzt waren wir immer die Guten. Mit Kameras könnten wir als Gegner wahrgenommen werden.“

Senat plant dennoch flächendeckenden Einsatz

Trotz der kritischen Ergebnisse hält der Berliner Senat an seinem Plan fest, die Bodycams weiter einzusetzen. Bis Ende des Jahres sollen 3.000 zusätzliche Geräte angeschafft werden: 2.300 für die Polizei und 700 für die Feuerwehr. Innenstaatssekretär Christian Hochgrebe betonte, dass die Kameras notwendig seien, um Einsatzkräfte vor Gewalt zu schützen. Technische Probleme sollen behoben und die Akzeptanz durch Schulungen verbessert werden.

Thomas Kirstein, Leiter der Berliner Feuerwachen, unterstützt diesen Plan. Er sieht in der Schulung eine Möglichkeit, die Vorbehalte der Einsatzkräfte abzubauen. Dennoch äußerten sich Gewerkschaften und die Linksfraktion kritisch.

Gewerkschaften fordern Freiwilligkeit

Niklas Schrader von der Linksfraktion wirft dem Senat vor, die Empfehlungen aus dem Bericht zu ignorieren. Manuel Barth, Sprecher der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft, fordert, dass das Tragen der Kameras freiwillig bleibt. Die Innenverwaltung lehnt dies jedoch ab. Der Konflikt zwischen Politik, Gewerkschaften und Einsatzkräften bleibt damit ungelöst.

Quelle: www.welt.sn2world.com, rbb24.de